Mit dem Bürgerverein Hemmingen nach Lübeck

Mit seiner diesjährigen Zweitagesfahrt zur geschichtsträchtigen HansestadtLübeck –seit 1987 als Welterbe anerkannt –hatder Bürgervereinwieder einen Voll-treffergelandet. Empfangen wurden wir vom mächtigen Holstentor, dem Wahrzei-chender Stadt, das wohl bekannteste und bedeutendste neben dem Burgtor noch erhaltene Stadttor des Spätmittelalters in Deutschland.

Vom Bus ging es gleich aufs Schiff. Während der einstündigen Schifffahrt auf den Kanälen der Trave undWakenitz erfuhren wir viel über die Entstehung und Entwicklung Lübecks, einemvom Wasser umgebenen ‚Stadthügel mit zwei mittig in Nordsüdrichtung verlaufenenHauptstraßen kennzeichnen den im 12. Jh. planmäßig angelegten Stadtgrundriss.Die Stadt wurde 1143 gegründetund ab 1159 unter Heinrich dem Löwen in den bis heute erhaltenenGrundlinien angelegt.

Lübeck hat als Führerin des Hansebundes Jahrhunderte lang europäische Geschichte geschrieben. Das Lübsche Stadtrecht wurde Grundlage für viele Städte im Hansebund und Ostseeraum. Vom Schiff aus konnten wir die markanteStadtsilhouette mit den sieben Türmen der monumentalen Kirchen erkennen. Vertieftwurde dieser Eindruck noch von der 50m hohen Aus-sichtsplattform der St.PetriKirche, von der wir einen herrlichen Ausblick auf Lübeck und die Umgebung bis zurOstsee hatten.

Als nächster Programmpunktlockte uns alle das Kaffee-bzw. Kakaotrinken mit der traditionellen NiedereggerNusstorte im weltweit bekannten Cafe Niederegger. Einige unserer Reiseteilnehmerkonnten es sich nicht verkneifen, von den 21 ange-botenen Torten noch ein Stückzu versuchen. Im Hausmuseum erhielten wir Einblick in die in siebter Generation arbeitendeFirmaund Produktion. Täglich werden bis zu 30.000 kg Marzipan hergestellt, das aus 100 % Rohmasse besteht.

Gestärkt wartete bereits der nächsteProgrammpunkt auf uns, der Besuch des Buddenbrookhaus, eines der faszinie-rendsten Häuser Lübecks. Hier lebten die Großel-tern Thomas und Heinrich Manns und hier spielt der große Roman „Die Buddenbrocks“ und mit einer grandiosen Führung fühlten wir unsindiese Zeit zurückversetzt.

Der Tag endete mitdem Abendessen, von den meisten wurde Labskaus gewählt, in der HistorischenSchiffergesell-schaft, dem über 600 Jahre alten einstigen Amtshaus der Kapitäne,Reeder und Kaufleute.

Am nächsten Morgen führte uns unsere sehr versierte Stadtführerin in das geheimeReich der alten Gänge und Höfe. Noch 90 Gänge, Torwege und Höfe gibt es heute in der Lübecker Altstadt. Durch die ständig anwachsende Bevölkerung im Mittelalter wurde Wohnraum knapp und man brach Gänge in die Vorderhäuser und baute sogenannte „Buden“ in die Hinterhöfe. Früher Armleute Quartiere heute be-gehrte,idyllische Häuschen.

Die meisten Gänge und Höfe in Lübeck sind frei zu-gänglich,einige sind allerdings nachts mit einem Tor verschlossen. Beim anschlie-ßendenBesuch des Günter-Grass-Hauseswurdenwir gleich am Eingang mit derkraftvollenBronzeskulptur „Unterarm mit Butt“konfrontiert. Schreiben alleine reichte Grass nie, er war auch Maler und Bildhauer. Schwerpunkt war stets das Zusam-menwirken vonLiteratur und bildender Kunst. Das Haus soll auf Wunsch von Grass nicht Gedenkstätte werden, sondern Museum auchfür andere Künstler mit Doppel-und Mehrfachbegabung.

Der Abschluß unserer Zweitagesfahrt war der Besuch desWilly-Brandt-Hauses, wo uns durch die engagierte Führung ein umfangreicherEin-blick in das politische Leben des Nobelpreisträgers Willy Brandt und damitdie wech-selvolle Geschichte Deutschlands und Europas im 20. Jahrhundert vermitteltwurde. Auf der Heimfahrt hatte jeder noch mal Gelegenheit alles erlebteRevue passieren zu lassen.

Hannelore Hapke